Stellungnahme zur Einrichtung von Masterstudiengängen und zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Feld der Hochschulforschung
Die Gesellschaft für Hochschulforschung (GfHf) sieht Handlungsbedarf von Seiten der Hochschulen und der Politik bei der Einrichtung von Masterstudiengängen und bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Feld der Hochschulforschung. Die wissenschaftliche Forschung über Hochschulen ist an Hochschulen in Deutschland bisher über Forschungsinstitute beheimatet wie das Internationale Zentrum für Hochschulforschung (INCHER‐Kassel) an der Universität Kassel, das Institut für Hochschulforschung (HoF) Wittenberg der Universität Halle‐Wittenberg, das Institut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) München, das Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) Berlin, das HIS‐Institut für Hochschulforschung Hannover und das Centrum für Hochschulentwicklung Gütersloh (CHE).2 Des Weiteren gibt es themenspezifische Einrichtungen wie hochschuldidaktische Zentren (z. B. das
Hochschuldidaktische Zentrum der Technischen Universität Dortmund, das Zentrum für Hochschul‐ und Weiterbildung (ZHW) an der Universität Hamburg), oder Zentren für Qualitätssicherung und ‐ entwicklung (z. B. der Universitäten Mainz, Duisburg‐Essen und Potsdam). Ebenso forschen einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verschiedenen Aspekten von Hochschule, z.B. an der HU Berlin, den Universitäten Göttingen, Oldenburg und Flensburg sowie der Hochschule Osnabrück.
An einigen Hochschulen werden Weiterbildungsstudiengänge mit Masterabschluss angeboten. Oft sind diese jedoch nicht speziell auf Hochschulforschung als Forschung über Hochschulen
ausgerichtet, sondern z.B. auf Evaluation, Hochschuldidaktik, Bildungs‐, Wissenschafts‐ oder Hochschulmanagement. Derzeit existieren nur wenige wissenschaftliche Vorbereitungsmöglichkeiten für die thematische und methodische Forschung über Hochschulen in Form von Masterstudiengängen und strukturierter Promovierendenausbildung. Die bestehenden Masterstudiengänge qualifizieren überwiegend für Tätigkeiten in Organisation und Management von Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
In Deutschland gibt es dazu derzeit insbesondere folgende Angebote:
- Masterstudiengang „Wissenschaftsmanagement“ an der DHV Speyer
- Masterstudiengang „Wissenschaft und Gesellschaft“ an der Universität Hannover
- MBA‐Studiengang „Hochschul‐ und Wissenschaftsmanagement“ an der HS Osnabrück
- Masterstudiengang „History, Philosophy and Sociology of Science“ der Universität Bielefeld
- Masterstudiengang “Master of Higher Education” der Universität Hamburg
- MBA‐Studiengang „Bildungsmanagement“ an der Universität Oldenburg
Aufgrund mangelnder zielgerichteter Ausbildungsangebote müssen neue wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulforschungsinstituten häufig erst lange eingearbeitet werden; teilweise erzeugt dieser Mangel an fachlich qualifiziertem Nachwuchs Probleme bei der Personalrekrutierung und führt dazu, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenseitig abgeworben werden.5 Ähnlich verhält es sich bei wissenschaftsnah tätigem Personal in Hochschulverwaltung und ‐management sowie Institutional Research. Allein im Zuge des „Programm des Bundes und der Länder für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre“ wurden und werden hunderte neuer Stellen geschaffen. Nicht zuletzt profitieren z. B. auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Projektträger (z. B. DLR‐PT) inhaltlich und personell von der Arbeit der Hochschulforschung.
Die GfHf sieht großen Bedarf für die Verankerung von Masterstudiengängen und (strukturierter) Promovierendenausbildung im Bereich der Hochschulforschung und des Institutional Research an Hochschulen – über die bestehenden Weiterbildungsstudiengänge hinaus. Die GfHf begrüßt daher alle Studiengänge, die in diese Richtung gehen. Die Beispiele im vorigen Abschnitt verdeutlichen den Bedarf an Absolventinnen und Absolventen, welcher nach Ansicht der GfHf langfristig bestehen wird.
Forschung über und in Hochschulen sowie Gestaltung von Hochschulen ist ein zukunftsträchtiges Berufsfeld, welches nicht erst während der Berufsausübung erlernt werden können sollte.
Eine professionelle Vorbereitung für Forschung über und in Hochschulen und die Gestaltung der Hochschulorganisation sollten als kontinuierliche Angebote im Vorlesungsverzeichnis an Hochschulen in Deutschland in Form von Masterstudiengängen und an Universitäten in Form von strukturierten Promotionsangeboten im Feld der Hochschulforschung etabliert werden. Solche (Studien‐)Angebote könnten bedeutsam für die nationale und internationale Sichtbarkeit einer Hochschule sowie die stattfindende Professionalisierung und Schaffung neuer Berufsfelder an Hochschulen werden.
Die GfHf lädt interessierte Hochschulen und Stellen ein, gemeinsam die Etablierung von Masterstudiengängen oder strukturierten Promovierendenausbildungen zu besprechen. Hier bietet
sich beispielsweise die Entwicklung arbeitsteiliger kooperativer Angebote an.
Der Vorstand der Gesellschaft für Hochschulforschung (GfHf)