CfP: Sammelband „Diversity und Hochschule“
Call for Papers für einen Sammelband in der Buchreihe „Diversity und Hochschule“ (Daniela Heitzmann / Kathrin Houda)
Einreichungsfrist: 15.04.2017
Antirassistische und postkoloniale Ansätze finden bislang kaum Berücksichtigung in Konzepten und Politikansätzen zur Förderung von Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit und Inklusion sowie zum Abbau vielfältiger Benachteiligungen und Barrieren an deutschen Hochschulen. Alltäglichen und strukturellen Rassismen wird somit jedoch nur unzureichend begegnet. Eine Chance, dies zu ändern, eröffnet sich mit der zunehmenden Etablierung von Diversitätspolitiken. Die Voraussetzung hierfür ist, eine explizite Antirassismusperspektive einzunehmen und antirassistische Initiativen und Projekte in Lehre, Forschung und Verwaltung maßgeblich an der Erarbeitung von hochschulischen Konzepten und Maßnahmen zu beteiligen und nachhaltig zu stärken.
Ein besonderes Augenmerk ist hierbei auf die zahlreichen Studierendeninitiativen, Antirassismus AGs, Hochschulgruppen und Referate im Rahmen von Studierendenvertretungen zu legen. Eine bundesweite Sichtbarkeit erlangte beispielsweise die Twitter-Kampagne #campusrassismus, die im Dezember 2015 von Studierenden of Color der Universitäten Mainz und Frankfurt am Main initiiert wurde. Das studentische Engagement findet bisher jedoch kaum eine Entsprechung in den Hochschulpolitiken. Die bislang im Wissenschaftskontext entfalteten diversitätspolitischen Aktivitäten konzentrieren sich vornehmlich auf die Förderung von „Studierenden mit Migrationshintergrund“ oder Internationalisierung. Diversität wird in der Tendenz als Chance für mehr Vielfalt oder zu verwaltende Ressource und weniger als herrschafts- resp. rassismuskritische Intervention formuliert.
Auch in der deutschsprachigen Forschungslandschaft zeigt sich eine deutliche Distanz zu den Themen Rassismus und Antirassismus im Allgemeinen und hinsichtlich des Hochschulbereichs im Speziellen, wenngleich die Postcolonial Studies, die kritische Migrationsforschung und auch die Critical Whiteness Studies in den letzten Jahren einen merklichen Zuwachs erfahren haben. Im Mittelpunkt wissenschaftskritischer Analysen stehen Fragen nach der kolonialen und rassistischen Strukturierung von (akademischen) Wissens(re)produktionen des globalen Nordens, die sich für nahezu alle Disziplinen in gegenwartsbezogener und historischer Perspektive stellen. Die Forschung zu rassistischen Praxen und Strukturen in Lehre, Forschung und Verwaltung scheint noch am Anfang zu stehen.
Vor diesem Hintergrund versteht sich der Sammelband als ein Beitrag zur Intensivierung und Stärkung der Debatten zu rassistischen Diskriminierungen und Strukturen an deutschen Hochschulen sowie zu antirassistischen Interventionsmöglichkeiten. Wir suchen Beiträge, die an die analytischen Perspektiven der Postcolonial Studies, der kritischen Migrationsforschung, der Critical Whiteness Studies oder der Critical Race Theory sowie an Forschungsinitiativen zum Institutionentyp „Hochschule“ anschließen, zu folgenden Themenkomplexen:
- Rassistische Praxen und Strukturen an Hochschulen
- Antirassistische Praxen und Strukturen an Hochschulen